Der Rachenputzer Aufstand
Die Gemüsegärtner und Winzer der Umgebung tranken für gewöhnlich einen Wein, der in gutbürgerlichen Häusern nicht serviert wurde, und zwar aus gutem Grund, denn es handelte sich um einen mehr als sauren Rachenputzer.
Der Bubberi, so wurde er im Colmarer Dialekt genannt, wurde getrunken, weil er den Durst löschte. 1833 hatten die Steuerbehörden die schlechte Idee, dieses Gebräu, das den Namen Wein eigentlich nicht verdiente, wie einen richtigen Wein zu besteuern. Ende Oktober rumorte der Aufstand zuerst im populären Krutenau-Viertel, bevor er die ganze Stadt erfasste.
Die Fabrikarbeiter trafen die Winzer und Gemüsegärtner wieder.
Sie errichteten Barrikaden und bewarfen die Ordnungshüter mit Steinen. Vor allem auf den obersten Steuerbeamten, den Vicomte de Croismare, hatten sie es abgesehen: sie drohten, ihm in eine mit Bubberi gefüllte Kiste zu stecken und selbige in den Sinnbach zu werfen. Die Nationalgarde, die herbeigerufen worden war, weigerte sich, auf das Volk loszugehen.
Der Präfekt und die Armee mussten eingreifen, um die Ordnung wiederherzustellen. Der Vicomte wurde abgesetzt, die neue Steuer zurückgenommen und die inhaftierten Aufständischen freigelassen. Der Stadtrat fasste den weisen Beschluss, den Colmarer Bubberi von nun an in Ruhe zu lassen.