Zum Hauptinhalt springen

Die Befreiung Colmars

Der 2. Februar ist ein wichtiges Datum in der Geschichte von Colmar, das wichtigste des 20. Jahrhunderts. Für die Einwohner der Stadt bedeutet es das Ende des Krieges, auch wenn er anderswo noch nicht ausgeklungen ist. Die Schlacht im sogenannten "Kessel" von Colmar ist die letzte des Zweiten Weltkrieges auf französischem Boden. Drei Monate liegen zwischen der Befreiung Straßburgs und der von Colmar. Eine lange Zeit, die beweist, dass die Deutschen sich mit der Energie der Hoffnungslosigkeit verteidigen, bevor der Zusammenbruch kommt und sie das französische Staatsgebiet räumen müssen.

Dabei sollte alles eigentlich ganz schnell gehen. Im November 1944 startet die Erste Französische Armee unter dem Befehl von General De Lattre de Tassigny eine Offensive im Süden des Elsass. Sie treibt die deutsche Front auseinander, erobert Belfort und dringt nach Norden bis zum Rhein vor. Am 21. November wird Mulhouse befreit. Zwei Tage später erfolgt die Befreiung Straßburgs durch Leclercs Zweite Panzerdivision nach einem abenteuerlichen militärischen Zug, der in Tschad seinen Ausgang nahm. Die endgültige Befreiung des Elsass kann nur eine Frage von Tagen oder gar Stunden sein. Die Nazi-Behörden in Colmar sind bereits von Panik erfasst worden und geflohen. Die Colmarer bereiten sich darauf vor, ihre Befreiung zu feiern, in dem Glauben, dass sie unmittelbar bevorstünde.

Aber die US-Armee zeigt sich unentschlossen, und dann beschließt De Lattre auch noch, seine Offensive im Rheintal zu stoppen und die Fünfte Panzerdivision in Reserve zu stellen. Die Deutschen reagieren umgehend. Am 1. Januar beginnt die Operation Nordwind im Norden des Elsass. Sie ist Teil eines groß angelegten Gegenangriffs der Deutschen, die mit der Ardennenoffensive vom 16. Dezember 1944 wieder die Initiative ergriffen haben.

Im Oberelsass stehen die französischen Truppen seit dem Dezember 1944 nördlich von Mulhouse und südlich von Ribeauvillé und Riquewihr, ohne sich zu bewegen. Am 22. Januar erfolgt trotz klirrender Kälte und anhaltenden Schneefalls der Befehl von General De Lattre zu einer neuen Offensive, die Colmar in die Zange nehmen und den Rhein bei Breisach erreichen soll. Colmar wird von Norden und Westen umzingelt. In der Nacht vom 1. zum 2. Februar gelingt es General Schlesser dank eines gewagten Manövers, bis nach Colmar vorzustoßen und die Stadt zu befreien.

Die militärische Auseinandersetzung ist aber noch nicht zu Ende. Bis zum 9. Februar wird vor Colmar gekämpft - insgesamt 21 Tage. Infolge der extremen Witterungsbedingungen fordert diese Schlacht, bei der französische und amerikanische gegen deutsche Truppen kämpfen, einen besonders hohen Tribut an Menschenleben. Die Sechste Heeresgruppe schätzt die Verluste auf über 8000 US-Soldaten und 16000 Mann bei den Franzosen. Auf deutscher Seite - die 19. Armee wurde von General Raspe befehligt - werden 20000 Gefallene und nicht weniger als 16000 Kriegsgefangene gezählt.